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Bischof Mussinghoff: Flüchtlingsdrama ist „Schande für Europa“
Als „Schande für Europa“ hat der Aachener Bischof Dr. Heinrich Mussinghoff das jüngste Flüchtlingsdrama im Mittelmeer bezeichnet. Mussinghoff äußerte sich am Montagmorgen in einer Predigt in einem Gottesdienst im Haus der Caritas.
Am Samstagabend war ein mit Flüchtlingen beladenes Fischerboot vor der lybischen Küste gesunken. Medienberichten zufolge sollen möglicherweise bis zu 950 Menschen an Bord des Schiffes gewesen sein. Lediglich 28 Menschen sollen gerettet worden sein.
In der Politik sei nun genug geredet worden, nun müsse endlich etwas geschehen, sagte Mussinghoff. Das betreffe sowohl die Situation auf dem Mittelmeer als auch die Lage in Afrika. Dort dürfe nicht länger zugesehen werden, dass dieser Kontinent den Konzernen überlassen werde mit schlimmen Folgen für die Menschen. Mussinghoff sagte, er sei dankbar dafür, dass es im Bistum eine breite Willkommenskultur für Flüchtlinge gebe. Der Bischof dankte der Caritas im Bistum Aachen, dass sie sich vor allem um traumatisierte Flüchtlinge kümmere. Ihnen müsse die ganz besondere Sorge der Kirche gelten. Mit ihrer Kompetenz und ihrem Netzwerk könne die Caritas einen wichtigen Beitrag leisten.
Der Bischof war zu einem Besuch ins Haus der Caritas gekommen. Die Caritas werde neben Kindergärten und Schulen immer dann genannt, wenn es um Dinge gehe, die in der Kirche gut liefen, sagte Mussinghoff. Wenn Papst Franziskus eine barmherzige Kirche wolle, werde die Caritas diesem Wunsch in besonderem Maße gerecht. Der Bischof erinnerte an das lateinische Wort für Barmherzigkeit „Misericordia“, in dem die Worte „Arme“ und „Herz“ vorkämen. Caritas habe ein Herz für die Armen. „Der Glaube an Gott ist die Grundlage Ihrer caritativen Arbeit. Sie sind keine Nicht-Regierungs-Organisation, Sie sind Caritas“, sagte er an die Mitarbeiter im Haus der Caritas gerichtet.
Diözesancaritasdirektor Burkard Schröders dankte Mussinghoff für seinen „immer wachen Blick auf die Caritas“. Er erinnerte an den Ausstieg der katholischen Kirche aus der Schwangerschaftskonfliktberatung mit Beratungsschein, in der sich der Bischof klar positioniert und in der Folge die Bischöfliche Stiftung Hilfe für Mutter und Kind errichtet habe. Diese Stiftung sei eine der ersten dieser Art im Land gewesen. Die neue Konzeption der katholischen Schwangerenberatung habe Mussinghoff wenig später im Haus der Caritas in Kraft gesetzt. Auch in der Zeit der Finanzkrise im Bistum habe Mussinghoff immer ein offenes Ohr für die Arbeit der Caritas gehabt. Schröders dankte Mussinghoff, dass er früh auf die Lage der Flüchtlinge aufmerksam gemacht und klar den Finger in die Wunde gelegt habe. „Auch waren sie beharrlich in der Benennung der Problemlagen, was der erneuten Katastrophe im Mittelmeer nichts an Schrecken nimmt“, so Schröders weiter. Für diese Schwerpunktsetzung seien dem Bischof viele Menschen dankbar. (iba/Na 044)
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