Kirchengemeinden Niederzier
Bistum Aachen und Domkapitel veröffentlichen Finanzbericht 2015
Stabile Finanzen sichern Handlungsfähigkeit
Mit einem Jahresüberschuss von 24,6 Millionen Euro hat das Bistum Aachen das Jahr 2015 abgeschlossen. Dabei profitierte das Bistum von einem Anstieg der Kirchensteuererträge um 5,1 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Mit 243,7 Millionen Euro und einem Anteil von 72,2 Prozent an den Erträgen ist die Kirchensteuer die mit Abstand wichtigste Finanzierungsquelle.
Einschließlich öffentlicher Zuschüsse und sonstiger Erträge verfügte das Bistum Aachen über einen Haushalt von rund 324 Millionen Euro. Mehr als 70 Prozent davon flossen in Seelsorge, Bildung und Caritas. Die Zuschüsse an Kirchengemeinden, Kinder- und Jugendeinrichtungen sowie Verbände stiegen um rund zwei Prozent.
„Wir sind dankbar, dass wir die nötigen Mittel haben, um unsere Aufgaben erfüllen zu können. Wir ermöglichen und fördern damit vielfältige Aktivitäten und können auf aktuelle Anforderungen, wie beispielsweise in der Flüchtlingshilfe, reagieren“, erklärt Generalvikar Dr. Andreas Frick. „Stabile Finanzen sichern auch unsere Handlungsfähigkeit in der Zukunft.“
Schulen: Lernorte des Glaubens
Der Finanzbericht 2015, der auch als Onlinebericht → hier einsehbar ist, hat den Titel „Damit Glaube Schule macht.“ Inhaltlicher Schwerpunkt ist das Bildungsengagement des Bistums in den bischöflichen Schulen. „Bildung ist der Schlüssel zu einem selbstbestimmten Leben“, sagt Frick. „Sie fördert die Teilhabe an der Gestaltung unserer Gesellschaft und ermutigt zum werteorientierten Handeln. Darüber hinaus sind kirchliche Schulen auch Orte der Seelsorge und Lernorte des Glaubens.“ Rund 8.900 Schüler besuchten im Schuljahr 2015/16 die elf bischöflichen Schulen des Bistums Aachen. Rund 640 Lehrer sind dort tätig. Für den Betrieb der bischöflichen Schulen wendete das Bistum 12,5 Millionen Euro als Trägeranteil auf – inklusive der Aufwendungen für die Altersversorgung. Weitere 5,9 Millionen Euro investierte die Diözese für Erhalt und Sanierung der Schulgebäude. Diese machen mehr als die Hälfte des Immobilienbestandes des Bistums aus.
Dritter testierter Jahresabschluss des Bistums
Mit dem Finanzbericht 2015 legt das Bistum Aachen zum dritten Mal eine ausführliche Darstellung seiner finanziellen Mittel und der Aufwendungen für die kirchlichen Aufgaben vor. Gleiches gilt für den Bischöflichen Stuhl. Wie in den Vorjahren sind die Jahresabschlüsse von einer unabhängigen Wirtschaftsprüfungsgesellschaft mit einem uneingeschränkten Bestätigungsvermerk versehen worden.
Auch im Jahr 2015 belastete das niedrige Zinsniveau die Ergebnisrechnung des Bistums. Finanzerträge fielen nochmals niedriger aus als im Vorjahr. Gleichzeitig mussten die Rückstellungen für die Altersversorgung deutlich angehoben werden.
Die aufgrund der steigenden Erträge insgesamt noch gute Lage nutzt das Bistum, um die zugesagten Leistungen an die Kirchengemeinden mit zusätzlich 13 Millionen Euro weiter für die Zukunft abzusichern und die allgemeine Risikovorsorge des Bistums mit weiteren 13 Millionen Euro zu stärken.
Domkapitel präsentiert erstmals Jahresabschluss
Erstmals im Finanzbericht enthalten ist der Jahresabschluss des Domkapitels Aachen. Dessen zentrale Aufgabe ist die Sorge für die Domkirche als religiöses und kulturelles Zentrum des Bistums. Der Status als Weltkulturerbe macht die spirituelle und kulturelle Arbeit im Dom zu einer besonderen Herausforderung.
„Die Aktivitäten im Dom stehen in einem Spannungsfeld zwischen Tradition und Moderne, zwischen Ursprung und Heute“, beschreibt Dompropst Manfred von Holtum die Aufgabe. „Im Vordergrund unserer Arbeit steht die Seelsorge, Liturgie und Spiritualität im Dom. Aber auch die kulturelle Bedeutung des faszinierenden Gebäudes erfasst die Menschen, die uns besuchen.“
Die Bilanz des Domkapitels mit einem Volumen von 25,6 Millionen Euro ist geprägt durch Sachanlagen, im Wesentlichen Immobilien. Darin ist der Dom samt Grundstück mit einem Erinnerungswert von zwei Euro enthalten. Betrieb und Instandhaltung kosten jährlich rund 1,5 Millionen Euro. Die weiteren bewerteten Immobilien sind ein selbst genutztes Gebäude, 15 Wohnhäuser und einige verpachtete Grundstücke.
Die Aufwendungen des Domkapitels im Jahr 2015 beliefen sich auf insgesamt rund 5,7 Millionen Euro. Davon entfielen jeweils rund 40 Prozent auf Instandhaltung und Personalaufwand. Finanziert wird dies vor allem aus Zuwendungen und Spenden. So beteiligt sich das Bistum mit rund einer Million Euro an Betriebs- und Instandhaltungsaufwendungen. Der Dombauverein trug mit rund 450.000 Euro einen wesentlichen Anteil am Erhalt des Domes bei. Weitere Spenden erbrachten rund 690.000 Euro. Der Großteil der Zuschüsse der öffentlichen Hand in Höhe von 705.000 Euro war für den Betrieb der Domsingschule bestimmt.
Insgesamt erzielte das Domkapitel 2015 Erträge in Höhe von 5,1 Millionen Euro. Unter Berücksichtigung des Finanzergebnisses ergab sich ein Jahresfehlbetrag von rund 750.000 Euro. „Der Dom ist als religiöses und kulturelles Zentrum unschätzbar wertvoll“, sagt Dompropst von Holtum. „Wir sind dankbar, dass er so vielen Menschen am Herzen liegt und sie uns finanziell unterstützen.“ (von iba)
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Kirche und Finanzen: warum, wofür, wie viel?
Kontinuierlich informiert das Bistum Aachen seit 2013 über seine Finanzen und den Einsatz der verfügbaren Mittel in Seelsorge, Bildung und Caritas. Der jährliche Finanzbericht bündelt die Informationen und stellt Schwerpunkte der kirchlichen Arbeit vor.
Worüber informiert der Finanzbericht?
Der Finanzbericht zeigt, wie die Erträge des Bistums, insbesondere aus Kirchensteuern, für die Aufgaben der Kirche verwendet werden Kirchensteuern tragen mehr als drei Viertel zur Finanzierung der verschiedenen Aufgaben bei.
Der Bericht enthält die testierten Jahresabschlüsse der selbstständigen Körperschaften Bistum Aachen, Bischöflicher Stuhl Aachen, Domkapitel Aachen sowie der selbstständigen Stiftungen, die im Stiftungsforum verwaltet werden. Dargestellt werden die nach handelsrechtlichen Vorschriften erstellten Bilanzen und Ergebnisrechnungen. Die einzelnen Positionen werden detailliert erläutert. Erstmals enthalten sind Bilanz und Ergebnisrechnung des Domkapitels.
Wofür braucht das Bistum sein Vermögen?
Im Bistum Aachen besteht ein lebendiges Netzwerk von Kirchengemeinden, kirchlichen Einrichtungen und Verbänden. Das Bistum sichert einen großen Teil dieser Arbeit ab. Zum einen stellt es Gebäude zur Verfügung. Dazu zählen zum Beispiel die bischöflichen Schulen. Darüber hinaus dienen Kapitalanlagen zur Deckung der langfristigen Verpflichtungen. Schließlich sichern Rücklagen die verlässliche und nachhaltige Erfüllbarkeit der Aufgaben im Bistum, in den Verbänden und in den Kirchengemeinden.
Wie setzt das Bistum die Kirchensteuererträge ein?
Mehr als 70 Prozent der laufenden Erträge verwendet das Bistum für die wichtigsten Bereiche Seelsorge, Bildung und Caritas. Insgesamt gibt das Bistum täglich rund eine Million Euro aus, um seine Aufgaben zu erfüllen. Ein eigenes Kapitel im Finanzbericht erläutert die Zuordnung detailliert.
Warum muss das Bistum in Bildung investieren?
Bildung ist ein Schlüssel zu einem selbstbestimmten Leben und zentral für das christliche Selbstverständnis im Glauben. Dabei geht es nicht nur um schulische Bildung oder Religionsunterricht, sondern auch um die Präsenz christlicher Werte im Alltag. Bildungsarbeit der Kirche hat eine lange Tradition und auch heute ist die Nachfrage nach Plätzen in katholischen Kindertagesstätten und Schulen meist größer als das Angebot. Investitionen in Bildung sind deshalb ein wichtiger Teil der kirchlichen Arbeit in unserer Gesellschaft. Das Schwerpunktthema des vorliegenden Berichts informiert ausführlich über Ziele und Inhalte im katholischen Schulwesen.
Was macht das Bistum mit dem Jahresüberschuss?
Das Bistum Aachen plant seinen Etat vorsichtig und mit Blick auf langfristige Entwicklungen. Anfallende Überschüsse werden eingesetzt, um die inhaltliche Arbeit weiter zu stärken und Sicherheit für die langfristige Erfüllbarkeit der Aufgaben zu schaffen. So wird der Überschuss 2015 zu einem Teil dazu verwendet, die Zuweisungen an die Kirchengemeinden durch die Aufstockung der kirchengemeindlichen Risikovorsorge zu sichern, während der andere Teil der allgemeinen Risikovorsorge des Bistums dient. Damit wird die Arbeit in den Kirchengemeinden nachhaltig gestärkt und die Kontinuität auch bei zurückgehenden Erträgen gesichert.
Wie geht das Bistum mit der Niedrigzinssituation um?
Grundsätzlich verfolgt das Bistum eine konservative Anlagestrategie. Aufgrund der anhaltenden Niedrigzinsphase wird aber auch eine moderate Erhöhung des Anteils von Investitionen in Sachwerte geprüft. Sicherheit geht jedoch vor hohen Renditeerwartungen.
Die niedrigen Zinsen belasten das Bistum aber vor allem bei der Altersversorgung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. So müssen jährlich hohe Beträge für die Finanzierung der Versorgungsverpflichtungen zurückgestellt werden.
Was erwartet das Bistum von der Zukunft?
Kirche entwickelt sich im gesellschaftlichen Umfeld. Deshalb müssen sich auch Strukturen und der Einsatz der Finanzmittel verändern. So wird an neuen Konzepten und Strukturen der gemeindlichen Seelsorge bereits intensiv gearbeitet. Nach den Steigerungen der Kirchensteuererträge der vergangenen Jahre muss in Zukunft auch mit Einnahmerückgängen gerechnet und entsprechend vorsichtig geplant werden. Sicher ist, dass die Kirche auch in Zukunft eine wichtige gesellschaftliche Rolle übernimmt. Mit dem neuen Bischof Dr. Helmut Dieser werden in den nächsten Monaten die Schwerpunkte für die Zukunft entwickelt.
(Foto: Marylène Brito in pfarrbriefservice.de)
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