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Borussia Mönchengladbach bei Franziskus: „Cooler Papst!“
Deutsche Bundeligisten beim Papst: Papst Franziskus hat am Mittwoch die Spieler, Familien und Manager von Borussia Mönchengladbach in Privataudienz empfangen. Er ermunterte die Spitzensportler dazu, weiterhin „Athleten des Guten und des Friedens“ zu sein und hatte ausdrückliches Lob für die Mannschaft in petto, weil sie Familiensinn und ein Herz für benachteiligte Jugendliche hat. „Die Fohlen-Elf“, so der Papst, der den Spitznamen des Klubs benutzte, „zeichnet sich als Mannschaft nach ,menschlichem Maß´, sozusagen, und als familienfreundliche Mannschaft aus. Es ist schön zu sehen, wie die Familien Ihren Borussia Park bevölkern und wie verschiedene Sport- und Bildungsprogramme und -initiativen zur Förderung von jungen Menschen, besonders von benachteiligten, durchgeführt werden.“ Er erwähnte die bisher drei Spiele der Borussen gegen die vatikanische Auswahlmannschaft, und natürlich durfte auch vor den Fußballern die rituelle Schlussformel nicht fehlen: „Bitte betet für mich! Ich brauche das.“ Und, unter Gelächter der Sportler: „Diese Arbeit ist nicht einfach!“
„Wir haben einen coolen Papst!“
Papst Franziskus ist bekennender Fußballfan und hat schon öfter Klubs in Privataudienz empfangen. Die Borussen fanden die Begegnung mit dem Mann in Weiß aufregend, schildert Trainer Dieter Hecking, der seine Jungs, alle im dunklen Anzug, dort in dem nüchternen vatikanischen Empfangsraum mal von einer neuen Seite kennenlernte. „Wenn man den Spielern in die Augen geguckt hat, da waren sie schon ergriffen, sie wussten schon, wer da vor ihnen steht.“ Teamkapitän Lars Stindl im Gespräch mit Radio Vatikan: „Der Puls geht ein Stück weit hoch, es ist was Beeindruckendes, was Bleibendes, ein sehr positives Erlebnis bei mir.“ Mittelfeldspieler Christoph Kramer ging es da ähnlich, dabei hatte er direkt von der Privataudienz per Twitter noch in erster Linie den „wunderschönen Stuhl“ des Papstes gerühmt: „Der Papst ist die bekannteste Person auf der Welt, wenn man alle Leute befragen würde, würde fast jeder Mensch auf der Welt den Papst kennen. Die Gelegenheit, ihn zu treffen, haben nur ganz wenige, deswegen war das ein besonderer und toller Moment.“ Außerdem, ein Fußballfan als Papst, das hat schon was. „Ich fand ihn sehr entspannt und gelassen, wir haben einen coolen Papst, auf jeden Fall!“ Zwar hat Franziskus seit Anfang der 1970er Jahre kein Spiel selber gesehen, weil er freiwillig auf Fernsehen verzichtet, „aber trotzdem, man sieht ja daran, dass er uns eingeladen hat, dass er probiert sich ein bisschen Fußballflair in die Bude zu holen“ – Kramer findet das schon ok.
„Er ist der Papst und ich bin Muslim!“
Borussia-Vizepräsident Rainer Bonhof war bereits zum dritten Mal beim Papst, zum zweiten Mal bei Franziskus, und zeigt sich immer noch beeindruckt, „speziell wenn Sie ihm die Hand geben, denn das ist durchdringend durch den ganzen Körper und bewegt einen, das ist ein fester Händedruck, der durch Mark und Knochen geht.“
Von eben diesem Handschlag mit Franziskus twitterte Ibrahima Traoré aus Guinea, bei Borussia ebenfalls im Mittelfeld, ein Foto. Unterschrift: „Er ist der Papst und ich bin Muslim! Wir sind Menschen. Respekt.“ „Wir haben verschiedene Glaubensrichtungen in der Mannschaft“, erklärt der Trainer, „nicht jeder kann mit der katholischen Kirche etwas anfangen, und trotzdem waren alle heute dabei, das ist, was die Mannschaft auszeichnet.“
Katholisch-praktizierend? „Nicht so drastisch…“
Auch wenn Religion an sich kein Thema unter den Spielern ist – „ich bin jetzt nicht der strenggläubige Katholik“, bekennt Kramer, und Stindl, auf die Frage, ob er katholisch-praktizierend ist: „nicht so drastisch…“: Die vorhandenen Credos werden alle akzeptiert, und mehr noch „das macht überhaupt keinen Unterschied, und Fußball zeigt, was möglich ist: egal wo man herkommt oder welchen Glauben man hat, dass man für einen Verein, eine Sache, Begeisterung zeigen kann und gemeinsam erfolgreich sein kann.“
Borussia hilft kranken Kindern in Afrika
Vor dem Gruppenfoto überreichte Borussia-Präsident Rolf Königs dem Papst ein signiertes Trikot. Auf wie viele Fohlen-Elf-Trikots bringt es Franziskus inzwischen? „Ich bin gerade am Überlegen, ich glaube drei“, sinniert Vizepräsident Bonhof. Er verweist auch auf die vom Papst gerühmte soziale Ader des Vereins. „Wir haben 2010 bei der Weltmeisterschaft versucht, 32 Kinder in Afrika zu operieren. Das ist uns gelungen, und wir operieren immer noch – weil wir so viel Geld generiert haben. Wir sind im Moment bei über 300 Kindern, und es ist immer noch Geld übrig, ich denke das ist eine ganz gute Sache.“ Deshalb hat Bohnhof, der seit einem Engagement in Valencia gut Spanisch sprich und sich mit dem Papst in dessen Muttersprache unterhielt, auch gleich eine Idee, was der Papst mit seinen drei Borussia-Mönchengladbach-Trikots anstellen könnte: „Ich hoffe er hat sie gesammelt oder wir könnten das wieder für gute Zwecke machen, wenn er seine Unterschrift da daraufsetzt und uns das zurückgibt, dann könnten wir das in seinem Namen versteigern und einer guten Sache im Vatikan zukommen lassen.“
„Jetzt mit erhofftem höheren Beistand gut in die Liga starten“
Dreimal schon hat der Traditionsverein der Borussia gegen die Vatikan-Auswahl gespielt, und die Fußball-Amateure des Papstes sind gar nicht so schlecht aufgestellt, sagt Bonhof. „Eigentlich sind sie richtig gut, aber sie spielen halt selten. Das ist immer das Problem, dass du dann in keinen Rhythmus kommst, aber wir dürfen sie nie unterschätzen, sie sind gefährlich nach vorne.“ Im Oktober gibt’s die vierte Begegnung. Zunächst aber natürlich, in zweieinhalb Wochen, den Auftakt zum DFB-Pokal. Der 1. FC Köln kommt zum rheinischen Derby an den Niederrhein. „Haben Sie das Gefühl, Sie haben jetzt den Papst im Rucksack und tragen ihn mit aufs Spielfeld?“, wollen wir von Christoph Kramer wissen. „Ich hoffe! Kucken wird er es ja leider nicht, aber ich hoffe, das war jetzt hier nicht bloß eine Teambuilding-Maßnahme, und dass wir natürlich auch mit höheren Beistand gut in die Liga starten.“ (rv gs)
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