Kirchengemeinden Niederzier
Ein Erntedankfest und eine Heimatprimiz in Oberzier
Am gestrigen Sonntag, den 04. Oktober 2020 feierten unsere Kirchengemeinden nicht nur die Heilige Messe zum Erntedankfest, sondern auch die damit verbundene Heimatprimiz des in Oberzier aufgewachsenen Priesters Dr. Jürgen Wolff.
Damit Corona bedingt auch genügend Platz vorhanden war, traf man sich im weiten Stadionrund des Oberzierer Fußballvereins. Die Pfarreiräte hatten viele Stühle aufgestellt und einen reichlich bestückten Erntealtar geschmückt. Zwar gab es keinen Regen, dafür war der Wind aber ordentlich und zerzauste die Messgewänder unserer beiden Priester ganz schön.
Dr. Jürgen Wolff, der bei seiner Ansprache hier und da seinen rheinischen Dialekt nicht verlernte hatte, ließ noch einmal seinen Werdegang Revue passieren:
Liebe Mitglieder der Kirchengemeinden Niederzier!
Vielen von Ihnen bin ich sicherlich noch bekannt; manche von Ihnen haben vielleicht meine Priesterweihe in Magdeburg und/oder die Primiz in Halle/Saale via Livestream verfolgt. Gerne stelle ich mich Ihnen auf diesem Wege kurz vor.
Gott ist treu! (2. Kor 1:18) Als mein Primiz Spruch ist dieses Zitat aus dem zweiten Brief des Apostels Paulus an die Gemeinde in Korinth nicht nur exemplarisch für meinen Lebens- und Berufungsweg, es ist auch eine gute Zusammenfassung meines Glaubens an den liebenden, den treuen, den sorgend-führenden Gott!
Geboren 1971 und aufgewachsen in Oberzier, war ich von Klein an aktiv im Ort und in der Pfarrei St. Martin, im Karneval bei der KG Frohsinn, im Kinder- und Kirchenchor und als Ministrant in der Messdienerarbeit. Dabei hat mich der Gedanke, Theologie zu studieren und Priester zu werden, während meiner Schulzeit lange begleitet. Nach dem Abitur in Düren habe ich jedoch diesen Weg nicht weiterverfolgt. Stattdessen habe ich eine Ausbildung zum Bankkaufmann bei einer großen deutschen Bank absolviert und ein Studium der Betriebswirtschaftslehre begonnen. Im Jahr 1997 bin ich dann nach Halle/Saale gezogen, habe dort und in Leipzig für die Bank gearbeitet und mein Studium beendet. Theologie zu studieren und Priester zu werden, schien damals fern … doch Gott kann warten und er hat gewartet!
Bevor ich mich aber – als Spätberufener – zu einem Theologiestudium in England und Erfurt entschloss, hat mich mein weiteres Studium der Betriebswirtschaftslehre, meine Arbeit für die Bank und meine Promotion in England noch an die unterschiedlichsten Orte auf drei Kontinente und zu den verschiedensten Kulturen dieser Welt geführt.
Aber: „Gott ist treu!“ und so wurde/ist Gottes Fügung für mich (be-) greifbar! Prägend für mich, meinen Glauben und für meine Entscheidung, mein ‚erstes Leben‘ aufzugeben und mein ‚zweites Leben‘ zu beginnen, den Gedanken wieder aufzunehmen, Theologie zu studieren und Priester zu werden, war hier mein Leben in China, meine Promotion über die Jesuitenmission in China (1583-1742) und vor allem die Begleitung meines Heimatpfarrers auf meinem Weg den Beruf aufzugeben und der Berufung zu folgen. Dass Gott mich auf diesen Weg (ge)führt und begleitet (hat), war/ist für mich deutlich!
Die Diakonen Weihe 2019 und mein Dienst als Diakon in Bitterfeld, die Priesterweihe und Primiz waren und sind dabei jeweils der Beginn eines weiteren Schritts auf diesem Weg in mein ‚zweites Leben‘, das nun eine weitere Wegmarke erreicht: Mit Wirkung zum 1. August 2020 hat mich Bischof Gerhard Feige zum Vikar an der Kathedrale St. Sebastian und in der Pfarrei St. Maria (Sudenburg, Ottersleben) bestellt.
„Gott ist treu!“ – diese Gewissheit meines Lebens und meiner Lebensentscheidung ist bei alledem Fundament, Wegweiser, Wesen und Sendung meines priesterlichen Dienstes – bei den Menschen in den Gemeinden vor Ort und für all die Menschen, denen ich begegne und denen Christus nahezubringen, meine und unser aller Aufgabe ist. Gottes Treue gibt Mut und Stütze auf diesem Weg der Nachfolge!
Ich freue mich auf meinen priesterlichen Dienst im Bistum Magdeburg, die vielen Erfahrungen und – spätestens heute bei der Heimatprimiz auf die Begegnung mit Ihnen.
Dr. Jürgen Wolff spendete im Anschluss an die Erntedankmesse seinen Primiz Segen gleich in zweifacher Form: allgemein und bei jedem der es wünschte auch persönlich. Der Primiz Segen steht als „Erstlingssegen des Priesters“ in hohen Ehren. So heißt es im Volksmund: „Für einen Primiz Segen läuft man sich ein paar Schuhsohlen durch“. Der Primiz Segen am gestrigen Sonntag lautete: „Durch die Ausbreitung meiner Hände und durch die Anrufung der seligen Jungfrau Maria, des heiligen Martin und aller Heiligen segne und behüte dich der allmächtige Gott, der Vater und der Sohn und der Heilige Geist. Amen.“
Als Erinnerung an seine Heimatprimiz, überreichten seine früheren Messdienerkollegen am Ende des Gottesdienstes als Gastgeschenk ein sogenanntes Primiz-Messgewand, das mit dem Bild des Hl. Martin bestickt ist. Unser Pfarrer Andreas Galbierz wünschte unserem Neupriester aus Oberzier alles Gute, Gottes Segen und viel Erfolg bei seiner seelsorgerlichen Arbeit.
Bevor alle auseinander gingen, stellte sich unsere Gemeindeassistentin, Frau Dagmar Goffart, vor. Ihre Vorstellung können Sie hier nachlesen.
Für die vielen, die gekommen waren, wird das Erntedankfest sicherlich unvergessen bleiben. Ein Danke an alle, die mitgeholfen haben, dass dieses traditionelle Fest trotz Corona-Pandemie erfolgreich stattfinden konnte. Ein besonderer Dank gilt unserer Organistin Ruth Spaltmann mit ihrer Band für die musikalische Begleitung.
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