ZUM EVANGELIUM                           Der Bergpredigt im Matthäusevangelium entspricht bei Lukas die sogenannte Feldrede (Lk 7, 20–49). Auf die Seligpreisungen am Anfang folgen bei Lukas vier Weherufe. Jesus spricht das Heil den Armen zu: denen, die hungern und weinen und wegen des Glaubens verfolgt werden; den Menschen, die wissen, dass sie nichts haben, und die fähig sind, sich ungesichert Gott auszuliefern. Die Weherufe gelten den Reichen und Satten, den harten Menschen, die angesichts fremder Not lachen können.

Evangelium (Lk 6, 17.20–26)

In jener Zeit

stieg Jesus mit den Zwölf den Berg hinab.

In der Ebene

blieb er mit einer großen Schar seiner Jünger stehen

und viele Menschen aus ganz Judäa und Jerusalem

und dem Küstengebiet von Tyrus und Sidon

awaren gekommen.

Jesus richtete seine Augen auf seine Jünger

und sagte:

Selig, ihr Armen,

denn euch gehört das Reich Gottes.

Selig, die ihr jetzt hungert,

denn ihr werdet gesättigt werden.

Selig, die ihr jetzt weint,

denn ihr werdet lachen.

Selig seid ihr, wenn euch die Menschen hassen

und wenn sie euch ausstoßen

und schmähen

und euren Namen in Verruf bringen um des Menschensohnes willen.

Freut euch und jauchzt an jenem Tag;

denn siehe, euer Lohn im Himmel wird groß sein.

Denn ebenso haben es ihre Väter mit den Propheten gemacht.

Doch weh euch, ihr Reichen;

denn ihr habt euren Trost schon empfangen.

Weh euch, die ihr jetzt satt seid;

denn ihr werdet hungern.

Weh, die ihr jetzt lacht;

denn ihr werdet klagen und weinen.

Weh, wenn euch alle Menschen loben.

Denn ebenso haben es ihre Väter

mit den falschen Propheten gemacht.

 

Für den Tag und die Woche

Jesus ist Armen und Reichen gegenüber nicht neutral gewesen. Sicher: Seine Sendung galt allen Menschen. Aber die Armen standen ihm besonders nahe. Er hat zu ihnen anders gesprochen als zu den Reichen. Seine Sprache ist eindeutig: hier verheißungsvoll („Selig …“), dort warnend, drohend („Weh euch …“).

Die kommende und bereits in die Gegenwart einbrechende Gottesherrschaft schafft eine neue Wertordnung. Die Maßstäbe der gängigen Ordnung werden durchbrochen: Die nach diesen Maßstäben Deplazierten und Deklassierten werden seliggepriesen. Die Herren und Herrschaften der Welt, die sich wie Herrgötter gebärden, haben in der Herrschaft Gottes keinen Platz. Die verheißene und ansatzweise schon verwirklichte Zukunft Gottes für die Armen ist darum das Wehe über die Reichen. Die Seligpreisung der Armen ist das Gericht über die Reichen und der Ruf zu ihrer Umkehr, also Gericht im Sinne der Richtigstellung. (Franz Kamphaus)

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