Kirchengemeinden Niederzier
Kommunion wieder für Geschiedene und Wiederverheiratete?
Seit Donnerstag haben sich 180 Kardinäle der katholischen Kirche im Vatikan versammelt, um u. a. über Ehe und Familie zu beraten. Dabei steht auch der Umgang mit wiederverheirateten Geschiedenen auf der Tagesordnung. Und es ist weit mehr als nur ein bemerkenswertes Detail, dass ein deutscher Kardinal, der einst mit seinem Vorstoß in dieser Frage am vatikanischen Veto scheiterte, nun beim Konsistorium seine Position darlegen darf. Papst Franziskus beauftragte nämlich Kardinal Walter Kasper (80), den ehemaligen Ökumene-Minister des Vatikan, mit dem einführenden Referat. Der hatte als Bischof von Rottenburg-Stuttgart 1993 mit dem damaligen Freiburger Erzbischof Oskar Saier und dem Mainzer Bischof Karl Lehmann in einem Hirtenschreiben samt Grundsätzen für die Seelsorge vergeblich dafür plädiert, in begründeten Einzelfällen wiederverheirateten Geschiedenen den Kommunionempfang zu ermöglichen.
In der Zwischenzeit haben sich einige Bischöfe bereits dafür ausgesprochen, zumindest die Vorschriften für Geschiedene und Wiederverheiratete so zu ändern, dass sie wieder die Kommunion erhalten können. Auch Kardinal Walter Kasper hat sich für Änderungen beim Umgang mit solchen Katholiken ausgesprochen. Allerdings steht für sie zur Zeit außer Frage, dass es „keine allgemeine und förmliche, amtliche Zulassung“ zur Kommunion für wiederverheiratete Geschiedene geben könne. Im Einzelfall sehen sie allerdings – anders als die geltende kirchliche Lehre – eine Möglichkeit für die Betroffenen, die Kommunion zu empfangen. Und zwar dann, wenn die in zweiter Verbindung lebenden Paare sich nach einem klärenden Gespräch mit dem Seelsorger „in ihrem Gewissen ermächtigt sehen, an den Tisch des Herrn zu treten“.
In seiner kurzen Begrüßungsrede unterstrich Papst Franziskus die „Schönheit und die Größe von Ehe und Familie“. Er hob die zentrale Rolle der Familie für die menschliche Gesellschaft hervor und beklagte, dass sie heute vielfach zu wenig gewürdigt und unterstützt werde. Bei der Kardinalsversammlung gehe es darum, die Theologie und die Pastoral der Familie unter den aktuellen Bedingungen umzusetzen.
Hier die Begrüßungsrede unseres Papstes:
„Liebe Brüder,
herzlich grüße ich euch und danke mit euch dem Herrn, der uns diese Tage der Begegnung und der gemeinsamen Arbeit schenkt. Insbesondere heißen wir die Mitbrüder willkommen, die am Samstag zu Kardinälen kreiert werden, und begleiten sie im Gebet und mit brüderlicher Zuneigung.
In diesen Tagen werden wir vor allem über die Familie, der Grundzelle der menschlichen Gesellschaft, nachdenken. Von Anfang an hat der Schöpfer seinen Segen auf Mann und Frau gelegt, damit sie fruchtbar sind und sich auf der Erde vermehren; so stellt sich die Familie in der Welt wie der Spiegel des dreieinen Gottes dar.
Unsere Überlegungen werden immer die Schönheit der Familie und der Ehe vor Augen haben, die Größe dieser so einfachen und zugleich so reichen menschlichen Wirklichkeit, die wie das ganze Leben aus Freude und Hoffnung, aus Mühen und Leid besteht. Wir werden die Theologie der Familie zu vertiefen suchen und die Seelsorge, die wir in der gegenwärtigen Lage zum Einsatz bringen müssen. Tun wir es mit Tiefe und ohne in eine „Kasuistik“ zu fallen, denn dies ließe unausweichlich das Niveau unserer Arbeit sinken. Die Familie wird heute gering geschätzt, schlecht behandelt. Es ist an der Zeit zu erkennen, wie schön, wahr und gut es ist, eine Familie zu bilden, heute eine Familie zu sein; wie unentbehrlich es für das Leben der Welt, für die Zukunft der Menschheit ist. Es wird von uns verlangt, den leuchtenden Plan Gottes über die Familie hervorzuheben und den Eheleuten zu helfen, ihn mit Freude in ihrem Leben umzusetzen, indem wir sie in vielen Schwierigkeiten begleiten.
Danken wir Kardinal Walter Kasper für seinen wertvollen Beitrag, den er uns mit seiner Einführung bietet. Allen danke ich und wünsche einen schönen Tag!“
(Bildquelle: Kommunion © by_Peter_Weidemann_pfarrbriefservice.de)
Einen Kommentar schreiben