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Mutter Teresa wird heilig gesprochen
Am 4. September wird Mutter Teresa von Kalkutta heilig gesprochen, seit heute steht das Datum fest.
Eine kurze Biografie der neuen Heiligen:
Mutter Teresa von Kalkutta (bürgerlich: Agnes Gonxha Bojaxhiu) wurde am 26. August 1910 in Skopje (ex-Jugoslawien, heute Mazedonien) geboren. Ihre katholische Familie ist albanischer Abstammung. Mit 18 Jahren entschied sie sich dafür, in die Kongregation der Loretoschwestern einzutreten. Nach einem knappen Jahr Aufenthalt in Irland bei den Missionswschwestern wird sie nach Bengali in Indien geschickt, wo die Schwestern besonders aktiv sind. 1931 wählt sie den Ordensnamen Schwester Maria Teresa vom Jesuskinde, in Erinnerung an die Heilige Therese von Lisieux. Etwa zwanzig Jahre wird sie in Entally, am Rande von Kalkutta und direkt angrenzend an einen der schlimmsten Slums der indischen Großstadt, Töchtern aus gutem Hause Geschichte und Geographie lehren.
Die „zweite Berufung” und die Gründung der „Missionarinnen der Nächstenliebe”
Die unmenschlichen Konditionen, unter denen die Ärmsten der Armen direkt neben ihrer Haustür leben, lässt der Missionsschwester jedoch keine Ruhe und münden in ihrem zweiten Berufungserlebnis, das sie selbst später rekonstruiert. In der Nacht vom 10. September 1946, als sie in der Region Darjeeling im Zug unterwegs ist und auch hier Zeugin schlimmster Armut wird, hört sie innerlich den Ruf Jesu am Kreuz „Es dürstet mich“. Dies hört sie als einen Ruf, sich fortan um die Armen zu kümmern. Dieser Satz Jesu wird in jedem Haus und in jeder Kapelle der von ihr gegründeten Kongregation der Missionarinnen der Nächstenliebe eingeschrieben werden und stellt das Herzstück ihrer Spiritualität dar.
Im August 1948 wird sie in ihrem weißen Sari mit blauem Rand, der Kleidung der ärmsten Inderinnen, die auch die Tracht ihres Ordens werden wird, das Konvent verlassen und beginnt im Slum von Motijhil als Mutter Teresa ihre Tätigkeit. Ein knappes halbes Jahr später gesellt sich eine ehemalige Schülerin als erstes Mitglied ihrer Glaubensgemeinschaft zu ihr und teilt mit Mutter Teresa den einfachen, teils am Heiligen Franz von Assisi orierntierten Lebenstil und ihre Mission im Dienst an den Ärmsten und von der Gesellschaft ausgeschlossenen Menschen mit ihr. Am 7. Oktober 1950, dem marianischen Rosenkranzfest, wird die neue Kongregation ihre erste Bestätigung auf diözesaner Ebene erhalten.
Marienfrömmigkeit als zentrales Element der Kongregations-Statuten
Die Devotion für Maria stellt überhaupt einen der Schlüsselpunkte der von Mutter Teresa geleiteten Gemeinschaft dar: Bereits im ersten Kapitel der Statuten des neuen Orden beruft sich die zukünftige Heilige auf Maria als Dreh- und Angelpunkt ihres Glaubens. Jedes der zehn Kapitel der Statuten beginnt mit einem Zitat aus den marianischen Verweisen der Evangelien und das tägliche Beten des Rosenkranzes, das Hervorheben der marianischen Feste im Leben der Kongregation und die Imitierung der Tugenden Mariens, insbesondere der Bescheidenheit, des Schweigens und der tief empfundenen Nächstenliebe sind prägende Elemente des Charismas der Missionarinnen der Nächstenliebe.
Bereits 1952 expandiert die noch junge Kongregation mit der Einweihung des Hospizes Kalighat für die Pflege von Kranken und Sterbenden, die von den Krankenhäusern der Stadt zurückgewiesen worden sind. 1953 ziehen die immer zahlreicheren Schwestern in ihr heutiges Stammhaus in der 54A Lower Circular Road, das von der Diözese von Kalkutta zur Verfügung gestellt worden ist. Mit der Anzahl ihrer Schwestern wachsen auch die Aktivitäten der jungen Kongregation, von Leprakrankenhäusern über Hilfen zur Wiedereingliederung in den Arbeitsmarkt von Genesenen sowie Waisenhäuser werden die Missionarinnen in verschiedenen Bereichen aktiv.
Im Februar 1965 erkennt Paul VI. die Missionarinnen als „Kongregation päpstlichen Rechts” an, so dass die Gemeinschaft auch außerhalb Indiens tätig werden kann. Hinzu kommen ein kontemplativer Zweig sowie zwei Laienorganisationen. Im Jahr 1981 wird die Bewegung Corpus Christi gegründet, die sich an Weltpriester richtet.
Internationaler Ruhm und Friedensnobelpreis
Die Medien lieben Mutter Teresa und ihre telegene Tätigkeit für die Armen, so dass ihr Ruhm stetig wächst. 1979 wird ihr der Friedensnobelpreis „für ihren Kampf gegen die Armut und Misere, die auch eine Gefahr für den Frieden darstellen“ verliehen. In ihrer flammenden Rede zur Preisverleihung bezeichnete sie die Abtreibung als „größten Zerstörer des Friedens“: „Ich habe eine Überzeugung, die ich Ihnen allen mitteilen möchte: Der größte Zerstörer des Friedens ist heute der Schrei des unschuldigen, ungeborenen Kindes. Wenn eine Mutter ihr eigenes Kind in ihrem eigenen Schoß ermorden kann, was für ein schlimmeres Verbrechen gibt es dann noch, als wenn wir uns gegenseitig umbringen? Sogar in der Heiligen Schrift steht: ,Selbst wenn die Mutter ihr Kind vergessen könnte, ich vergesse es nicht.´ Aber heute werden Millionen ungeborener Kinder getötet, und wir sagen nichts. In den Zeitungen lesen wir dieses und jenes, aber niemand spricht von den Millionen von Kleinen, die empfangen wurden mit der gleichen Liebe wie Sie und ich, mit dem Leben Gottes. Und wir sagen nichts, wir sind stumm. Für mich sind die Nationen, die Abtreibung legalisiert haben, die ärmsten Länder. Sie fürchten die Kleinen, sie fürchten das ungeborene Kind.“
In den Achtzigerjahren wird sie eine enge Freundschaft zu Papst Johannes Paul II. pflegen, der es ihr ermöglicht, sogar innerhalb des Vatikan eine der Heiligen Marta gewidmete Armenspeisung einzurichten.
Mutter Teresas Ableben und Seligsprechung
Am 5. September 1997 stirbt Mutter Teresa mit 87 Jahren in Kalkutta. Bereits nach zwei Jahren, und nicht wie vorgesehen nach fünf, wird auf Betreiben des polnischen Papstes der Seligsprechungsprozess für Mutter Teresa eröffnet. „Ich bin dieser mutigen Frau, die ich stets nahe bei mir gefühlt habe, persönlich dankbar”, wird er bei der Messe zur Seligsprechung am 19.10.2003 sagen. Mutter Teresa sei eine „Ikone des Guten Samariters“, die sich an „jeden Ort begeben hatte, um Christus in den Ärmsten der Armen zu dienen“, betont er bei gleicher Gelegenheit. Am 17. Dezember 2015 erkennt schließlich Papst Franziskus das zweite zu einer Heiligsprechung nötige Wunder der indischen Wohltäterin an. Es handelt sich um die wundersame Heilung eines Brasilianers von einem fortgeschrittenen Gehirntumor, die auf die Einlassung der Seligen zurückgeführt wird.
Das Erbe von Mutter Teresa
Heute folgen weltweit etwa 5000 männliche und weibliche Ordensangehörige der Spiritualität von Mutter Teresa; etwa 600 Häuser werden von ihnen betrieben. Sie werden von zahllosen Freiwilligen und (teils geweihten) Laien unterstützt. Mutter Teresa wurde von Papst Franziskus gemeinsam mit vier anderen Seligen ausgewählt, in diesem Heiligen Jahr der Barmherzigkeit als Symbolfiguren zu wirken indem sie zur Ehre der Altäre erhoben werden. Es hadelt sich um José Sánchez Del Río, Stanislaus von Jesus Maria (bürgerlich: Giovanni Papczyński), José Gabriel Del Rosario Brochero und Maria Elisabetta Hesselblad.
Die Heiligsprechungen werden in drei Schüben erfolgen, am 5. Juni werden die ersten zwei Seligen heiliggesprochen (Stanislaus und Maria Elisabeth Hesselbad, während Mutter Teresa am 4. September, dem Sonntag vor ihrem Todestag am 5. September, zur Ehre der Altäre erhoben wird. (rv 15.03.2016 cs)
(Foto: Túrelio / cc-by-sa / Quelle: Wikimedia Commons in pfarrbriefservice.de)
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